Die nächste Etappe unserer Reise sollte uns nach Griechenland führen. Da wir aber keine sieben Stunden an einem Tag fahren wollten, entschlossen wir einen Zwischenstopp an der Albanischen Riviera, genauer gesagt etwas südlich von Vlora einzulegen. Das Programm war gemacht und los ging’s. Wieder durch die hügelige Landschaft Montenegros, über kurvige Strassen, hin Richtung albanische Grenze. Schon bald merkten wir, dass hier Vieles ein wenig anders war. Die Häuser waren von Mauern und Zäunen umgeben und gefahren wurde nach dem Motto: ich habe das teurere Auto, ich darf schneller fahren und du machst Platz. Meine Güte, hat es in Albanien viele Mercedes‘. Von neu bis in die Jahre gekommen, war wirklich alles dabei. Ich glaube, das ist ein richtig grosser Absatzmarkt hier unten.
Nur wenige Kilometer weiter, mussten wir einfach kurz anhalten. Etwas hatte unsere Aufmerksamkeit erregt. Ich weiss immer noch nicht genau, wie ich das beschreiben soll, aber sicher ist, hier durften sich einige Architekten so richtig austoben.
Viel Prunk reihte sich ein neben einfachen Häusern und weiten, oft unbewirtschafteten Feldern. Weiter ging dir Fahrt, den einzigen grossen Strassen entlang, erstmal in Richtung Tirana und dann weiter nach Westen in Richtung der Hafenstadt Durrës. Hier bot sich uns über weite Strecken das gleiche Bild: Tankstelle, Autowascheinrichtung, Möbelhaus. Das alles untergebracht in neuen Glasfassadenhäsuern, die meist nicht fertiggestellt waren. Die Umgebung war eher karg. Kaum Schatten spendende Bäume und nur wenig bewachsene Landstriche. Umso schöner war dann unser Platz für die Nacht:
Wie das so ist auf Campingplätzen, kamen wir mit ein paar Leuten ins Gespräch und als eine Motorradfahrerin meinte, sie wisse gar nicht, weshalb sie bisher noch nie in Albanien war, es sei doch so wunderschön, da verstand ich zunächst nicht, was sie meinte. Wir sollten unbedingt den Pass fahren, meinte nicht nur sie, sondern auch andere mit denen wir uns unterhielten, er sei spektakulär! Also gut, wir änderten unsere Route für den kommenden Tag ein wenig. Man ist ja flexibel. Und diese kleine Anpassung der Route sollte uns ein völlig anderes Bild von Albanien zeichnen. Der Pass südlich von Dukat ist wahrhaftig spektakulär. Wenn man von Norden kommt, schlägelt man sich erst einmal über Haarnadelkurven durch den Wald, bevor man, schon fast auf der Passhöhe angekommen, diesen Ausblick hat:
Kein Wald mehr, keine die Sicht beschränkenden Bäume, dafür eine Aussicht auf die Serpentinenstrasse, bis hinunter zur Adria. Doch nicht nur die Natur war anders, auch die Mentalität der Leute wurde offener und herzlicher. Wir wurden gegrüsst (ohne dass uns uns jemand den Mittelfinger zeigte) und die Leute schienen alle ein Lächeln im Gesicht zu tragen. Die Dörfer schienen schon fast in die felsige Landschaft hinein gemeisselt zu sein und überall wuchsen Olivenbäumen. Es war eine herrliche mediterrane Stimmung. So richtig sommerlich. Das also, hatte die Motorradfahrerin gemeint!
Wir konnten uns kaum satt sehen und genossen die Fahrt durch Orte wie Himara sehr. Kurz nach diesem belebten kleinen Ort, der offenbar eine Stadt ist, wie wir lernen mussten, trafen wir dann noch auf eine wohl verlassene Marinebasis. Höchstspannend und Anregung für die Phantasie, wie dieser U-Bootbunker wohl zu aktiven Zeiten ausgesehen hatte.
Etwa zwei Stunden später folgte dann der Grenzübertritt nach Griechenland. Nach einer heiteren Fragerunde durch die albanischen(!) Zöllner und einer kurzen Durchsuchung des Fahrzeugs auf Schmuggelware, waren wir schon fast am Tagesziel angekommen. Aber zuvor machten wir noch in einer kleinen Taverne Rast und ich genoss den ersten echten griechischen Salat seit langem. Hellas, liebe Freunde!
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