Nachdem wir unserer Geschichtstripp vorerst einmal abgeschlossen hatten, folgten wir der Küste weiter nach Westen. Das Fernziel hiess St. Malo, denn von dort aus sollte unsere nächste Fähre gehen.
Wir hatten uns überlegt, dass wir, wenn wir den Kanal schon per Schiff überqueren wollten, ja noch einen Abstecher auf die Kanalinsel Jersey machen könnten. Wie sich herausstellte, wollte das aber alles gut organisiert sein. Auf Jersey darf man mit seinem Camper nämlich nicht einfach so, dafür braucht man eine offizielle Bewilligung, die man nur bekommt, wenn man einen Stellplatz gebucht hat. Und ausserhalb der Saison gibt es auf Jersey nur einen Stellplatz der geöffnet ist. Dieser Stellplatz nutzt einem aber auch nur dann etwas, wenn man einen Platz auf der Fähre, die noch nicht einmal täglich fährt, bekommt. Es hängt also alles irgendwie zusammen. Daher hatten wir uns schon eine Woche vorher mit dem den Stellplatzbetreibern in Verbindung gesetzt und unsere überfahrt für den 24. Februar organisiert. Dann mussten wir, in aller Herrgottsfrüh in St. Malo sein.
Auf dem Weg dahin, kamen wir noch am nächsten UNSECO- Weltkulturerbe vorbei. Und das musste von uns natürlich besucht werden. Es war ein grauer Tag, wie so häufig, als wir die Grenze von der Normandie in die Bretagne überquerten und schon einige Kilometer vorher wiesen uns die Strassenschilder die richtige Richtung. Und dann irgendwo ganz weit hinten erhob sie sich aus dem Wasser des Marche, die Abtei von Mont St. Michel.
Voller Vorfreude fuhren wir auf den etwas ausserhalb gelegenen Parkplatz und hatten schon das erste Highlight: es gab verschiedene Parkplätze, auf die man zugewisen wurde und der hinterste war für Wohnmobile und Camper reserviert. Weil zu dieser Jahreszeit nicht viele davon unterwegs sind, konnten wir an den stehenden Autos vorbeifahren und waren schon wenige Minuten später im Shuttlebus, der und bis an den Fuss der Insel brachte.
Früher war es ja so, dass die Insel nur bei Ebbe besichtigt werden konnte. Heute führt eine Brücke zum alten Stadttor. Schon bevor man dieses durchschreitet hat man das Gefühl, dass man sich entweder in einem Märchen aus der Ritterzeit oder in einem Themenpark à la Disney befindet.
Offiziell leben nur ein paar Duzend Menschen innerhalb der Stadtmauern, aber dafür gibt es sicher ein Duzend Restaurants, mehrere Souvenirshops und nicht weniger als vier Museen (exklusive der Abtei). Man kann also mit gutem Gewissen sagen, dass es ziemlich geschäftstüchtig zu und her geht und die Preise für Essen und Getränke grenzen schon fast an Wucher. €3.50 für ein Croissant? Ja sag mal, geht’s eigentlich noch?!
Die Abtei selbst ist wirklich spektakulär, wenn auch das reinste Labyrinth. Zum Glück werden die Besucher hindurchgelotst und der Audioguide liefert wertvolle Informationen. Fast zwei Stunden verbrachten wir innerhalb dieser Hallen, die nicht zu Unrecht als «Merveille», als Wunder betitelt werden.
Nach dem Besuch der Abtei fuhren wir weiter nach St. Malo, wo wir uns am Rande der (leider geschlossenen) Pferderennbahn unser Quartier aufschlugen. Netter Nebeneffekt: die Schranke war defekt, parken für alle Wohnmobile umsonst.
Am Sonntag fuhren wir mit dem P+R- Bus in die Stadt und schlenderten stundenlang durch die Gassen und über die Stadtmauer. Natürlich durften Crêpe und Galette da nicht fehlen.
Die Stadt war am Sonntag natürlich sehr gut besucht und trotz des Windes und der kühlen Temperaturen, sassen die Menschen draussen und drinnen in den Cafés und Restaurants und genossen den Tag in dieser geschichtsträchtigen Stadt.
Wir wurden bereits am Vorabend informiert, dass unsere Fähre am Montag wegen des Wetters bereits um 0700 und nicht wie geplant um 0740 ablegen würde. Das hiess für uns, wir mussten spätestens um 0600 am Hafen sein. Daher war es ein kurzer Abend, klingelte er Wecker doch schon um halb fünf.
Noch als das Schiff im Hafen lag, verkündete der Kapitän über Lautsprecher, dass es Wellen habe und entsprechend etwas ungemütlich werden könnte. Und er sollte recht behalten, eine wahre Achterbahnfahrt für den Magen. Was war ich froh, als wir endlich in Jersey ankamen.
Wir besuchten in Jersey die War Tunnels. Lange Tunnelsysteme aus dem 2. Weltkrieg, die von den Nazis während der fast fünfjährigen Besatzungszeit gebaut worden waren und lernten viel über das Leben der Bevölkerung in dieser Zeit.
Man muss dazu wissen, dass die Briten die Kanalinseln den Nazis im Zuge derer Eroberungszüge 1940 sozusagen überliessen und sie auch erst im Mai 1945, nach der Kapitulation Deutschlands, wieder befreiten. Churchill hatte, nach der Invasion der Normandie, zunächst sogar Hilfsgüterlieferungen für die hungernde Bevölkerung auf den Inseln verboten. Sein Plan war es, die Nazis aushungern zu lassen. Darunter hatte aber am meisten die Zivilbevölkerung zu leiden. Es war eine düstere Zeit, von der die Insulaner heute aber voller Stolz sprechen. Stolz darauf, dass sie sich nicht haben unterkriegen lassen und Stolz darauf, dass sie ihrer Insel treu geblieben sind.
Am folgenden Tag erkundeten wir noch die Goreybucht im Westen der Insel.
Leider war die Mont Orgueil Castle geschlossen. Dafür sahen wir andere schöne und interessante Dinge. Unter anderem auch diesen Traktor, der voll beladen mit frischen Austern war. Naja, wer’s mag…
Am Abend des folgenden Tages sollte unsere Fähre ablegen. Aber nicht zurück nach Frankreich, sondern nach Portsmouth in Südengland. Es war eine Nachtüberfahrt, aber weil die Kabinenpreise einfach jenseits von allem waren, buchten wir uns stattdessen zwei Sitze in der Club Class. Mehr Platz, die Sitze konnten wenigstens ein wenig rekliniert werden und es gab Tee, Kaffee und Wasser. Sogar das Meer war einigermassen ruhig. Dennoch war nicht viel mit schlafen und die Verspannungen, welche wir überall hatten, würden wir auch nicht so schnell loswerden. Da half nur eins: Stellplatz suchen, Schlaf nachholen und am nächsten Tag weitergucken.
Damit wünsche ich euch eine gute Nacht und bis zum nächsten Mal. Tschüss!
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