Nachdem wir dem Golf von Biskaya zwei Tage lang gefolgt waren, verliessen wir Spanien beim Grenzübergang Irun und machten uns noch gleichentags auf nach Cazaux im Départment Gironde. Wem das so schlagartig nichts sagt, den kann ich beruhigen. Cazaux war für uns ein «gäbiger» Stellplatz, um am nächsten Morgen die Dune du Pilat zu besuchen, die grösste Wanderdüne Europas. Sie liegt direkt am Atlantik und wandert jedes Jahr einige Meter in Richtung Inland. Dabei verschont sie nichts, sie frisst einfach alles auf, was ihr in den Weg kommt. Rundherum gibt hauptsächlich Wald (ca. 4000 Hektar), welcher die Wanderung der Düne ein wenig bremsen soll, aber auch die Bäume werden zusehends vom Sand verschluckt.
Am Vormittag stiegen wir also die ca. 110 Meter hoch. Wobei man sagen muss, dass das schon ziemlich steil ist und der weiche Sand rutscht unter den Füssen weg, weshalb man für einen normalen Schritt etwa zwei machen muss. Ist man dann aber erst einmal oben auf der Krete angekommen, hat man einen herrlichen Ausblick und das Kind in uns durfte wiedermal raus, als wir mit den Fingern durch den feinen Sand fuhren und Löcher buddelten.
Das Highlight war aber der «Abstieg». Nun wir hätten wie die meisten einfach schon «süferli» über die flache Seiete hintuntersteigen können. Manche versuchten auch mehr oder weniger erfolgreich auf dem Hosenboden nach unten zu rutschen. Wir aber montierten die Siebenmeilenstiefel und rannten an der steilsten Seite runter. Bis zu den Knien sanken wir teilweise fast ein, aber es hat wahnsinnig Spass gemacht.
Das sich bei so einer Aktion etwas Sand in den Schuhen sammelt, erklärt sich ja wohl von selbst…
Wir verbrachten dann noch eine Nacht in der schönen Gegend nordöstlich von Bordeaux, bevor wir in einem Schnurz nach Merville- Franceville in die Normandie fuhren. Hier sollte unsere fast zweiwöchige Rundreise durch die Normandie und die Geschichte des Jour J, uns besser bekannt als D-Day, beginnen. Aber erst nach einem wunderbaren Abendessen und vielen Stunden Schlaf, die wir uns nach der langen Fahrt verdient hatten.
Das erste Ziel war das Musée du Mur Atlantique, also ein Museum über die Geschichte und die Bedeutung des Atlantikwalls, das sich in einem grossen oberirdischen Bunker von 1942 befindet. Dieser liegt im kleinen Städtchen Ouistreham, logischerweise am Meer, genauer am Sword Beach. Um von unserem Stellplatz dorthin zu gelangen, mussten wir die Pegasus- Brücke überqueren. Eine berühmte Brücke, die am D- Day von britischen Fallschrimspringern erobert und als zentrale Stellung verteidigt wurde. Leider war so viel Verkehr, dass wir es verpassten, ein Foto zu machen. Aber ihr könnt’s ja googeln. 😉
Anschliessend fuhren wir durch das kleine Dörfchen Collville- Montgomery, wo wir die Bunkeranlage der Hillman Site oder auf Deutsch das Widerstandsnest 17 anschauen wollten. Leider ist die Bunkeranlage nur im Sommer geöffnet uns so stapften wir über die völlig durchweichte Wiese und schauten uns die Teile an, die öffentlich zugänglich sind.
Die Fahrten durch die kleinen Orte und Dörfer, so schön sie mit ihren grauen Steinhäusern auch sind, ist mit unserem Chlapf nicht gerade einfach. Man muss schon genau schauen, dass man nicht irgendwo eine Hausecke mitnimmt oder den Gegenverkehr übersieht. Aber wir haben es bisher immer gut gemeistert. 😊
Die nächsten Zweit Tage verbrachten wir irgendwo im Nichts, auf einem Stellplatz, der zu einem Bauernhof gehörte. Begrüsst wurden wir von einer der Gänse, sie uns zuerst mal kräftig anschnatterte. Die freilaufenden Hühner und Enten verstehen sich von selbst. Eigentlich wollten wir hier gar keine Pause einlegen, aber das schlechte Wetter und die Tatsache, dass ich mich im Bunker erkältet hatte, zwangen uns zu einem Tag Erholung, bevor es dann weiterging.
Wir nahmen uns Zeit und fuhren ein wenig kreuz und quer durch die Gegend, bevor wir uns in Courseulles-sur-Mer einrichteten und am folgenden Tag das Juno Beach Center besuchten. Hierbei handelt es sich um ein Museum, das sich speziell mit den Kanadiern im 2. Weltkrieg und ihre Rolle am D- Day befasst. Die Bilder und Geschichten berühren sehr und wenn man dann aus dem Museum rauskommt und den heute wunderschönen Juno Beach betritt, dann läuft es einem kalt den Rücken runter. Okay, es könnte auch am immer noch unwirtlichen kalten Wind gelegen haben, aber sicher nicht nur.
Unsere Reise durch die Geschichte ging dann in Bayeux weiter, wo wir den Soldatenfriedhof und das Panzermuseum (heisst offiziell anders, aber hauptsächlich geht es darum) besuchten. Die Ausstellungsstücke, die nicht selten im Freien stehen, beeindrucken durch ihre schiere Grösse, selbst wenn sie nicht fahren.
Und Zeit für ein stilechtes Tässchen Tee blieb auch noch. Also wer rosa nicht mag, ist im Les Volets Roses wahrscheinlich nicht so gut aufgehoben…
Am nächsten Tag gab es dann wieder eine kurze Pause, mussten wir uns doch um so alltägliche Dinge, wie Wäsche waschen kümmern. Zum Glück hat Frankreich super Infrastrukturen und man findet überall Waschsalons sogar mitten im Zentrum des historischen Städtchens. Logisch gönnten wir uns da noch frische Croissants, während wir warten mussten.
Weiter ging die Fahrt gen Westen. Das nächste Ziel lag wieder nur wenige Kilometer entfernt, aber zunächst übernachteten wir auf dem Gelände eines wunderschönen alten Bauernhofes, der Ferme de Rouge Fosse mit Blick über die Felder, die teils bereits und wohl noch immer unter Wasser stehen. Kurz, es regnete ziemlich konsequent, während wir in der Normandie waren.
Am nächsten Tag folgte dann der Besuch am Omaha Beach, wo noch eines der Brückenelemente, welche für den Bau der temprorären Häfen gebraucht wurde, ausgestellt ist. Riesige Stahlkonstruktionen, von denen man sich vorstellen kann, dass die auch nur irgendwie schwimmfähig wären. Sind sie ja auch nicht, sie lagen auf Pontons, aber ihr wisst, was ich meine.
Der zweite Stopp des Tages war dann eine Anlage, die sowohl bedrückend, als einfach nur wunderschön ist: der amerikanische Soldatenfriedhof von Colleville-sur-Mer.
Fortsetzung folgt…
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