Nach unserer ruhigen Woche an der Costa del sol wurde es für uns Zeit weiterzuziehen. Es entstand langsam so ein Kribbeln, wir wollten wieder auf die Strasse. Wir entschieden, dass wir nochmals etwas der Sonne entgegen fahren wollten und machten uns daher auf in den Westen Andalusiens, nach Jerez de la Frontera.
Weil wir aber nicht einen Tag durchfahren wollten, beschlossen wir einen Stopp in Castellarde la Frontera einzulegen. Ein kleiner unscheinbarer Ort, der eigentlich nicht auf dem typischen Tourizettel steht und das hat seinen Grund. Der Ort selbst wirkt wie auf dem Reissbrett entstanden. Die kleinen (Reihen-)Häuschen gleichen sich, wie ein Ei dem anderen und an jeder zweiten Ecken steht eine Skulptur, die in der Schweiz den Anspruch „Kunst am Bau“ gerecht werden würde. Das Ganze dann noch an einem eher grauen Samstagnachmittag, an dem die Geschäfte schon zu und die Lokale noch nicht geöffnet haben (sollten sie überhaupt jemals wieder öffnen), erweckte den Anschein eines Retortenstädtchens mit leichtem Gruselfaktor.
Ganz in der Nähe gibt es aber dann aber wieder einen Ort, den zu besuchen es sich wirklich lohnt, wo es aber eben keinen Ort zum Übernachten gibt. Das Castillo de Castellar. Eine Burg aus dem 7. Jahrhundert, hoch oben auf einer Hügelspitze und mit einer herrlichen Aussicht auf das umgebende Umland bis sogar nach Gibraltar.
Die Burg selbst wir heute vorallem touristisch genutzt. So findet man nebst einem Hotel auch zwei oder drei kleine Cafés/ Restaurants und den einen oder anderen Souvenirladen (inklusive herrlicher Gewürze!). Das alles verpackt in kleinen, gewunden Gässchen, verziert mit allerlei Bildern und Glasmalereien. Einfach hübsch.
Ein grosses Highlight war dann für uns noch die Sichtung von drei grossen, wunderschönen Geiern, die über den Wäldern im Westen kreisten. Leider waren sie für die Kamera zu weit weg und viel Zeit sie zu beobachten, liessen sie uns auch nicht. Nachforschungen lassen uns aber zum Schluss kommen, dass es sich dabei vermutlich um Gänsegeier handelte. Das war dass erste Mal, dass wir Geier in freier Natur beobachten konnten. Und es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein. Auf unserem Weg nach Jerez de la Frontera, das besonders für Bodegas und die andalusischen Pferde bekannt ist, kamen wir noch zwei oder dreimal an Orten vorbei über denen teils grosse Gruppen von Geiern kreisten. Während des Autofahrens hatte ich leider nicht ganz soviel Zeit sie zu beobachten, aber beeindruckend sind sie allemal.
Die nächsten Tage verbrachten wir also in Jerez de la Frontera. In dieser Stadt ist es so, dass es genau zwei Stellplätze für Wohnmobile gibt und diese befinden sich im Industriegebiet. Nicht weiter schlimm, die Infrastruktur hat gepasst und einen Bus in die Stadt hat es eigentlich auch. Aber nicht einmal Google konnte uns bei der Routenplanung helfen. Eine Routenplanung mit ÖV? Keine Chance. Schliesslich nahmen wir Uber zur Hilfe, um wirklich dahin zu kommen, wo wir denn hinwollten.
In der Innenstadt fallen einem nach kurzer Zeit schon die grossen, langen Gebäude auf. Sie sind meist durch Mauern geschützt und meist führt ein Wegweiser mit dem Vermerk „Visitas“ zum Eingang. Dabei handelt es sich dann jeweils um die Bodegas, die grossen Kellereien, die nebst Wein auch das wohl bekannteste Getränk Jerez‘ produzieren: den Sherry. Es gibt ihn hier in ganz verschiedenen Ausführungen (süss, trocken, halbtrocken) und er wird wirklich immer rund zu allem angeboten. So bekamen wir das erste Gläschen überreicht. als wir auf dem Stellplatz ankamen. Lecker!
In Jerez haben wir dann auch das Geheimnis des Tagesrhythmus´der Spanier gelüftet, bzw. ausgiebig erklärt bekommen. Das Motto lautet: Viva la noche! Es ist ganz normal, dass man erst um 22:00 zu Abend ist, man trifft sich auch erst um ein oder zwei Uhr nachts mit Freunden und nein, es wird nicht um um 07:00 aufgestanden, wenn es nicht zwingend sein muss. Vor zehn geht eigentlich im sozialen Leben gar nichts. Die Leute, die früh aufstehen müssen, das seien „armi Sieche“. Erklärt bekamen wir das Ganze an einem wunderschönen Abend in der Stadt, wo wir uns zunächst den Bauch mit Tapas füllten, bevor wir durch die Gässchen spazierten und uns dort setzten, wo es uns gefiel.
Am nächsten Tag musste wir uns dann wieder etwas bewegen und so besichtigten wir ein wenig die Sehenswürdigkeiten der Stadt. So auch die Kathedrale, in der man leider keine Fotos machen durfte.
Und falls dich mal der Hunger packt, kannst du dir den zNüni gleich am Strassenrand vom Baum pflücken:
Als es dann Zeit fürs Mittagessen wurde, bestellte sich Matthias in einer Taperìa einen Kebab. So stand es auf der englischen Karte. Wir wunderten uns noch, aber die Vorfreude war gross. Was dann kam…
entspricht wohl eher dem, was auf der spanischen Karte stand. Wörtlich übersetzt heisst nämlich auch Kebab nichts anderes als Spiess. En Guete!
Jerez sollte vorerst fast unser letzter Stopp in Spanien gewesen sein. Wieso nur fast? Weil man in Gibraltar nicht mir dem Camper übernachten darf…
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